Bonner General Anzeiger
20.09.01



Stoppt Weltkrise Ende des Regierungsbunkers?
Rückbau sollte am 15. September beginnen.
MdB Wilhelm Josef Sebastian fordert wegen der veränderten Sicherheitslage weitere Nutzung. „Keine Entscheidung" im Bundesinnenministerium

Von Christoph Lüttgen

Der Rückbau des Marienthaler Regierungsbunker soll gestoppt werden. Nachdem die Oberfinanzdirektion Koblenz erst Mitte August nach europaweiter Ausschreibung den Rückbau an ein Bieterkonsortium vergeben hatte, sollten die Arbeiten am 15. September beginnen. Nach GA-lnformationen soll der Rückbau jedoch zum 1. Oktober eingestellt werden.

Vor dem Hintergrund der weltpolitischen Krisensituation hatte der Bundestagsabgeordnete Wilhelm Josef Sebastian (CDU) bereits am Dienstag in einem Brief an Bundesinnenminister Otto Schily gefordert, den Bunker weiter zu betreiben. Dabei betonte er, dass „wir nicht vor einem Krieg stehen, der das Territorium Deutschlands tangiert, aber vor logistisch sehr anspruchsvollen Herausforderungen, die in einem abgeschirmten Lagezentrum wie dem Regierungsbunker optimal erfüllt werden können". Sebastian hatte den Minister darauf aufmerksam gemacht, dass es keine vergleichbare Einrichtung gebe. Seiner Ansicht nach machten die noch nicht absehbaren Bündnisverpflichtungen der Bundesrepublik die Weiternutzung des Bunkers geradezu erforderlich.
„Ich gehe davon aus, dass die Arbeiten in absehbarer Zeit beginnen werden. Von einem Rückbausstopp ist mir nichts bekannt" , erklärte gestern Thomas Ernst Hofmann, Regierungsdirektor der Bundesvermögensabteilung bei der Oberfinanzdirektion Koblenz. Den verzögerten Beginn des Rückbaus erklärt Hofmann mit einem „formalen Akt", der mit der Übergabe an die ausführende Firma zu tun habe. „Es ist keine Entscheidung gefallen, dass der Rückbau gestoppt werden soll", erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums dem GA auf Anfrage. Wie der GA jedoch aus dem Umfeld Sebastians erfuhr, gibt es konkrete Hinweise darauf, dass die Rückbauarbeiten zum 1. Oktober gestoppt werden sollen.

Offensichtlich werden Vertreter des Bundesinnenministeriums in den nächsten Tagen die Reise von Berlin nach Marienthal antreten, um sich vor Ort ein Bild über die Möglichkeit der Weiterverwendung des Bunkers zu machen. Fest steht inzwischen, dass sich der Innenausschuss des Bundestages gestern in einer Sondersitzung unter anderem mit diesem Thema befasst hat.